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Eigenbau eines Faltbootes - Seite 6

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Der richtige Klebstoff für Weich-PVC

Eigentlich ist das Kleben von PVC sehr einfach - man muß nur wissen wie. Zudem besteht die Möglichkeit, PVC durch Einwirkung von Hitze zu verschweißen. Hierzu empfehlen erfahrene Bootsbauer eine Heißluftpistole mit einem regelbaren Schalter. Das PVC wird vorsichtig angeschmolzen und dann zusammengepresst. Kleinere Löcher lassen sich wohl auch mit einem Lötkolben verschweißen. Christian Wagner berichtete mir jedoch von seinem ersten Versuch, eine Bootshaut zu schweißen und seiner Erfahrung, dass PVC unter Einfluß von Hitze wohl schrumpft. Dadurch ließ sich die Haut nicht mehr auf das fertige Gerüst aufziehen. Daher habe ich auf das Schweißen von PVC verzichtet und habe diesbezüglich keine eigenen Erfahrungen.
Bei meinen ersten Klebeversuchen war ich etwas übereifrig und habe zu sehr auf fertige Produkte vertraut, die aber gar nicht dazu gedacht sind, LKW-Plane zu kleben. Naja, vielleicht hat es auch ein Gutes: Ich kann meine Erfahrungen nun teilen... Hier also erst einmal eine Auflistung der verwendeten Kleber und meine Erfahrungen dazu:

  • Quellschweißmittel für Teichfolie
    Als Gärtner habe ich Quellschweißmittel beim Verarbeiten von Teichfolien kennen und schätzen gelernt. Das PVC wird angeweicht, unter hohem Druck zusammengepresst und das war's. Nur - es funktioniert nicht bei LKW-Plane. Einzig die obere Schicht wurde leicht angelöst, sie ließ sich dann mit einem Lappen abrubbeln.

  • Tangit von der Firma Henkel
    Tangit von der Firma Henkel ist ein spezieller Kleber für PVC - und zwar für Hart-PVC wie Abflussrohre ect. Eine wirkliche Klebewirkung bei Weich-PVC tritt nicht ein.

  • Polycoll von der Firma Ubbing
    Die Firma Ubbing produziert Teichfolien und Gartenteichzubehör. Unter anderem ist ein Teichfolienkleber mit dem Namen Policoll im Handel. Geliefert wird der Kleber in einer Flasche aus Kunststoff, in deren Deckel ein Pinsel eingebaut ist. Dieser Kleber wird unter Faltbootfahrern auch als Reparaturkleber empfohlen. Trägt man den Kleber einseitig auf LKW-Plane auf, so bildet sich auf der anderen Seite ein hauchdünner Wasserfilm, den die Folie ausschwitzt. Zum erfolgreichen Verkleben von LKW-Plane müssen beide Klebeflächen bestrichen werden, die dann einen kurzen Moment antrocknen sollten. Dann werden beide Werkteile mit hohem Druck zusammmengepresst. Trocknet der Kleber zu lange an, verkleben die Werkstücke nicht mehr richtig. Man muß also immer recht kleine Teilstücke bearbeiten, was die Arbeit recht zeitaufwendig macht. Zudem zieht der Kleber Fäden, daher sollte man alle Folienteile, die nicht mit Kleber in Kontakt kommen sollten, gut abdecken. Die Klebewirkung ist brauchbar - man kann Flicken aber von Hand wieder abziehen, wobei die Folie nicht beschädigt wird. Der Kleber bekommt eine unschöne milchige Färbung, daher sollten die Klebeflächen möglichst exakt abgeklebt werden.

  • Reparaturkleber für Schlauchboote
    Unter der Bezeichnng "P3026A PVC Repair Adhesive" ist von der Firma Polymarine LTD aus Großbritannien ein spezieller Kleber für die Reparatur von Schlaucbbooten erhältlich. Die Klebewirkung ist sehr gut, aber eine 70 ml - Tube ist gemessen am benötigten Verbrauch viel zu teuer.

  • Pattex extrem
    Für das Einkleben der Messinggewinde in die Firstsenten hatte ich noch Pattex extrem vorrätig und habe hiermit einen kleinen Versuch unternommen, LKW-Plane zu kleben. Der Kleber ist durchaus für Reparaturen geeignet, allerdings war die Trockenzeit für so ein großes Werkstück wie eine Bootshaut zu lang. Ich schätze, dass Klebungen nach ca. 12 Stunden belastbar sind.

  • Pattex transparent, Uhu Alleskleber Kraft transparent
    Sowohl Pattex transparent als auch Uhu Alleskleber Kraft transparent sind lösungsmittelhaltige Klebstoffe aus PU-Basis (Polyurethan). Laut Herstellerangaben greifen diese Klebstoffe keine Weichmacher in Weich-PVC an, sie sind beständig gegen UV-Licht, Alterung, Wasser, verdünnte Säuren und Laugen, aber nicht geeignet für Polyethylen und Polypropylen. Damit erfüllen beide Kleber die von einer Faltboothaut geforderten Eigenschaften. Angeblich sollen PU-Kleber von Salzwasser angegriffen werden, allerdings hat mir das noch niemand so recht bestätigen können. Zwar habe ich von abgelösten Kielstreifen gelesen, jedoch war in keinem der Fälle deutlich ersichtlich, dass speziell das Salzwasser ausschlaggebend war. Ich kann jedenfalls berichten, dass ich nach einer 3-wöchigen Reise auf der mittleren Ostsee keine Ausflösungserscheinungen beobachten konnte. Allerdings ist der Salzgehalt der Ostsee im vergleich zu anderen Meeren recht gering. Daher bleiben diese beiden Kleber für mich die erste Wahl.
    Einen qualitativen Unterschied zwischen beiden Klebern habe ich übrigens nicht erkennen können.

  • Wie kommt das Gerüst in die Haut?

    Bei der Mehrzal aller Faltboote werden zuerst Bug und Heck des Gerüstes aufgebaut und dann in die Bootshaut geschoben. Anschließend setzt man den Mittelteil ein, wodurch gleichzeitig die Bootshaut gespannt wird.
    Alternativ dazu gibt es verschiedene Modelle, bei denen das komplette Gerüst aufgebaut wird und dann im Ganzen von hinten in die Haut geschoben wird. Die Bootshaut wird anschließend mit einem Reißverschluß verschlossen. So ist es auch im Falle meines Bootes.
    Das Oberdeck

    Wie bereits erwähnt habe ich als Material für das Oberdeck einen Polyesterstoff gewählt, der normalerweise für Markiesen Verwendung findet. Ich wollte ganz gern, dass das Deck eine textile Struktur aufweist. Der Polyesterstoff verblasst nicht so schnell wie Baumwolle, er ist leichter und genau so reißfest, bekommt keine Stockflecken und kann auch mal nass verpackt werden.

    Ich habe für mein 4 Meter langes Boot nur 2,5 Meter Stoff gekauft. Schneidet man den Stoff grob auf die Bootsform zu, fallen zwei große Dreiecke ab, die man für das Heck verwenden kann und mit einer Kappnaht angesetzt werden. Im Heck verläuft im Stoff auf der Firstsente ein langer Schlitz, in den der Reißverschluß eingenäht wird, der die Bootshaut verschließt. Wegen dieses Schlitzes passt sich das Oberdeck gut an die Krümmungen, die durch die aufsteigende bzw. abfallende Firstsente entstehen, sehr gut an. Zum Anpassen der Oberhaut habe ich das Bootsgerüst in der Frischhaltefolie belassen, er Stoff liegt dann besser auf dem Deck auf und läßt sich leichter zuschneiden.
    Dort, wo das Oberdeck über das Gerüst hinausragt, befindet sich später die Naht, mit der Ober- und Unterhaut verbunden werden. Diese umlaufende Linie, auf der später entlang genährt wird, wird sorgfältig mit einem Stück Ölkreide markiert.

    Die Luke habe ich bündig ausgeschnitten und mit einem Saumband eingefasst. Erstaunlicherweise habe ich nur Saum- und Schrägbänder aus Baumwolle finden können, die natürlich nicht in Frage kommen, da diese verrotten könnten. Ich habe statt dessen ein sehr weiches 3 cm breites Gurtband verwendet, das man als Meterware bekommt. An dieses Saumband habe ich dann noch rund um die Luke verteilt 8 kurze Gurtstücke genäht, die ich mit Druckknöpfen ausgestattet habe. Die Gegenstücke habe ich unter der Lukenkonstruktion verschraubt - so kann die Haut im Bereich der Luke nicht mehr verrutschen.

    Der nächste Arbeitsschritt bestand darin, den Reißverschluss einzunähen. Bekommen habe ich diesen bei einer Firma, die Vorzelte für Wohnwagen verkauft und auch repariert. Hierbei ergibt sich eine kniffelige Angelegenheit: Der Reißverschluß wird vom Heck zur Luke hin geschlossen. Wenn man den Reißverschluss öffnet, muß die Bootshaut soweit geöffnet sein, dass das Heck, nachdem das Gerüst in die Bootshaut geschoben wurde, von oben in die Haut abgesenkt werden kann. Dabei greift dann die kleine Flosse am Gerüstheck in den Schlitz des Totholzes, das ja nachher fest in der Haut sitzt. Bei mir ergab sich das Problem, dass der Reißverschluss-Schlitten im Weg war. Ich habe dann den Reißverschluss noch einmal neu eingenäht - doch dann war die Bootshaut zu lang.
    Ich habe dann einfach ein neues Totholz gefertigt, das 5 cm länger war. So hatte ich wieder genug Platz, vor allen auch für die Saumzugaben, die man nachher benötigt, um Oberdeck und Unterschiff zu vernähen. Das Ende des Reißverschlusses habe ich festgenäht und über das Ende ein Stück Decksmaterial gelegt und festgenäht. Überschuß von Reißverschluss habe ich abgeschnitten und vorsichtshalber mit Sekundenkleber verklebt.
    Mein Boot soll für Gepäcktouren Verwendung finden. Optional sollte es daher möglich sein, Packstücke auf Deck festzuzurren. Außerdem wollte ich das Boot mit einer umlaufenden Lebensleine versehen; einer Schnur, an der man das Boot nach einer Kenterung und folgendem Ausstieg festhalten kann. Am Bug sollte ein stabiler Griff aus Gurtband befestigt werden, damit man das Boot leichter an Land ziehen kann. An diesen Punkten habe ich aus Cordura Stoff aufgenäht und darauf Gurtmaterial, als Zurrpunkte finden D-Ringe Verwendung. Wichtig ist wieder, an die Saumzugabe zu denken. Auch sind stabile und dauerhafte Nähte nötig - nach dem Vernähen von Ober- und Unterschiff kommt man kaum noch an diese Punkte heran.

     
    Der Reißverschluß wird mit einem breiten Streifen aus Decksmaterial abgedeckt, auf der einen Seite ist dieser angenäht, auf der anderen Seite des Reißverschlusses dient breites Klettband als Verschluß. Das Klettband sollte etwas weiter zum Reißverschluß hin verstetzt aufgenäht werden - der Abdeckstreifen knickt über dem First des Bootes, so dass ggf. das Klettband darunter hervorschauen könnte.
    In der Theorie kann zwar Wasser von auf Deck laufenden Wellen durch den Klett- und den Reißverschluß hindurch ins Boot tropfen, in der Praxis habe ich dies jedoch nicht feststellen können. Das Gefälle auf dem Heck, hervorgerufen durch den First, leitet das Wasser sehr schnell wieder vom Boot ab. Am Heck hingegen ist der First nicht mehr sehr hoch, hier kann sehr viel auflaufendes Wasser an den Reißverschluß gelangen. Ein einfacher Abdecklatz mit Klettverschluß reicht hier nicht mehr aus. Ich habe daher einen Rollverschluß konstruiert, den ich mir bei Booten der Firma Nautiraid abgeguckt habe.

    Alle Fotos 

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